Vortrag von Ahmad Mansour am 26.09.2024
„Freiheit beginnt im Kopf - Wie können Demokratie, Gleichberechtigung und Freiheit gelingen"
Von Angelika Knöpker
Walstedde. Mit einem großen Aufgebot von Personenschützern war Ahmad Mansour am Donnerstagabend aus Berlin nach Walstedde angereist. „Freiheit beginnt im Kopf- wie können Demokratie, Gleichberechtigung und Freiheit gelingen", war das Thema seines Vortrags im Rahmen der „Akademie Gegenwart" am Gesundheitszentrum Haus Walstedde. Der Diplom-Psychologe wurde als Sohn einer palästinensischen Familie in Israel geboren und engagiert sich beharrlich gegen Antisemitismus und Extremismus.
Gleich zu Beginn schilderte der erfolgreiche Autor seinen beschwerlichen Weg in Deutschland anzukommen. 2004 verließ er seine Heimat, nicht zuletzt auch aufgrund seines Elternhauses und seiner Kultur, in der Selbstbestimmung ein Fremdwort war. Ohne Sprachkenntnisse, aber immer in dem Wissen: „Ich schaffe das" hat er sich mit Hilfe seiner WG-Freunde nach Sprachkursen und Studium wohl fühlen können. „Ich wolle Mitgestalter und Vorbild sein, Einfluss nehmen und in Sicherheit, Wohlstand und Freiheit leben", sagte er. Heute lasse er sich von niemandem vorschreiben, was er zu denken habe. Demokratie, so seine Erfahrung, sei nicht Harmonie sondern Debattenkultur, die leider in Deutschland viel zu kurz komme, weil Demokratie Selbstverständlichkeit geworden sei. Dabei müsse gerade jetzt in Krisenzeiten für die Demokratie leidenschaftlich gestritten werden mit Menschen, die anderer Meinung sind.
Scharfe Worte der Kritik fand er für die sozialen Medien, die die unseren Alltag beherrschen. „Statt Begegnungen verbringen Kinder und Jugendliche zwischen drei und fünf Stunden in der digitalen Welt", kritisierte er. Dabei sei die Gefahr groß, sich zu radikalisieren. Extreme machten Jagd auf Jugendliche, die nach einfachen Lösungen für Krisen suchen. Nicht umsonst hätte die AFD 160 Kanäle bei you tube. Als Begründer einer Initiative für Demokratieförderung und Extremismusprävention forderte er respektvollen Streit, „weil Wut und Hass den Dialog verhindern," Manipulierte und oft KI gesteuerte Fake News ließen kaum Spielraum für wahre Fakten. In diesem Zusammenhang forderte die Schulen auf, Medienkompetenz zu vermitteln und soziale Arbeit auch online durchzuführen.
„Kriege gewinnt man auf tik-tok durch manipulierte Realität", machte er deutlich und forderte zuhören, Haltung zeigen und Engagement, denn Sprachlosigkeit führe zur Radikalisierung. Nur durch Begegnungen könnten Vorurteile abgebaut werden, beklagte er mangelnden Austausch in den Familien, in der Gesellschaft und zwischen Nationalitäten.
In der anschließenden fast einstündigen Diskussion wurde dem Referenten auch die Frage nach einer Zwei-Staaten-Lösung für Israel und Palästina gestellt. Seine Antwort: „Das halte ich für wünschenswert, kann es mir aber unter den gegenwärtigen Bedingungen absehbar nicht als realistische Möglichkeit vorstellen. Zum Schluss appellierte er an seine Zuhörerinnen und Zuhörer, sich ihrer Historischen Verantwortung für Israel bewusst zu sein. „Wir dürfen das Existenzrecht Israels nicht in Frage stellen", sagte er . Den Überfall am 7.Oktober bezeichnete Mansour als das größte Pogrom an Juden nach dem Zweiten Weltkrieg.